Redakteur/Quelle: Dietmar Zschäbitz / suedkurier.de
Es sind Geschichten, wie sie wohl nur der Sport schreiben kann. Als die Volleyballerinnen des TV Villingen am 3. Februar mit nur einem Zähler aus elf Spielen zum Punktspiel beim VfR Umkirch reisten, schien der Abstieg in die Regionalliga nur noch eine Frage von Stunden. Was in dieser Partie und in den drei folgenden Spielen passierte, ist zwar keine Sensation, aber eine ganz dicke Überraschung allemal. Villingen gewann nicht nur im Umkirch, die Mannschaft holte auch aus den folgenden drei Partien sieben Punkte. Das schier Unmögliche ist somit bereits am vorletzten Spieltag wahr geworden. Villingen hat schon vor dem letzten Punktspiel, am kommenden Samstag in eigener Halle gegen Ulm, den Ligaerhalt sicher.
In einer Art sind die Villingerinnen Wiederholungstäterinnen. Vor einem Jahr war die Situation ähnlich. Bei Saison- Halbzeit schien Villingen abgestiegen und schaffte den Klassenerhalt mit einer bärenstarken Rückrunde. „Das war sicherlich einzigartig und wird sich kaum wiederholen lassen“, sagte damals TVV-Trainer Sven Johansson. Als sich im vergangenen Sommer nahezu die halbe Mannschaft verabschiedete, schien der Weg in die Regionalliga fast vorprogrammiert. Jedoch sollte es erneut anders kommen.
„Ich kann vor den Leistungen der Mannschaft nur meinen größten Respekt zollen. Wir haben nie aufgegeben. Selbst im Training gab es nach der Niederlagenserie kein böses Wort, was beim Misserfolg oft passiert. Wir haben uns immer wieder neu motiviert, hart gearbeitet und sind enger zusammengerückt“, sagt Johansson. Zudem freut ihn ein weiterer Aspekt: „Wir sind in der Liga das einzige Team, in dem nahezu jede Spielerin einmal von den Trainern der Gegner zur wertvollsten Spielerin gewählt wurde. Das zeigt die Ausgeglichenheit und freut mich brutal.“
Als am vergangenen Sonntag mit dem 3:0-Erfolg in Auerbach der Klassenerhalt perfekt war, gaben die Spielerinnen trotz der Doppelbelastung mit zwei Spielen binnen nicht einmal 24 Stunden im Bus noch einmal richtig Vollgas. „Da haben wir schon ein bisschen Party gemacht“, so Johansson. Die richtige Party ist jedoch am kommenden Samstag mit den eigenen Fans geplant, die in der Liga den Ruf haben, die besten zu sein.
Zur ohnehin schon guten Stimmung kommt hinzu, dass Sven Johansson und sein Assistent Harry Senk in den Gesprächen mit der Abteilungsleitung für eine weitere Saison zugesagt haben. „Die Arbeit macht mir den gleichen Spaß wie am ersten Tag“, betont Johansson. Nun stellt sich die Frage, ob es auch im Team erneut so einen krassen Aderlass und Umbruch wie im vergangenen Sommer geben wird. Einige Spielerinnen planen ein Studium, andere rücken näher an die Grenze von 30 Jahren heran, auch wenn die Fitness nicht für ein Karriereende spricht. „Wir werden unmittelbar nach Saisonabschluss eine Mannschaftsbesprechung abhalten. Da möchte ich von den Spielerinnen wissen, mit wem wir weiterhin planen dürfen“, fügt Johansson an.
Klar scheint, dass nicht alle Spielerinnen bleiben werden. Aber einen erneuten Aderlass mit Spielerinnen aus dem eigenen Nachwuchs aufzufangen, sei schwierig. Es gebe zwar einige Talente, die jedoch erst in ein, zwei Jahren an die Tür des Drittliga-Kaders klopfen werden. Zudem ist nicht absehbar, ob erneut eine Spielerin wie in der Saison Leni Rapp es aus dem Stand heraus schafft, sich im Kader festzuspielen. Zunächst aber dürfen sich die Spielerinnen am Samstag für ein beeindruckendes Comeback feiern lassen.